Birr-Fans wollen Neues und freuen sich über manch alten Hit
Im westpommerschen Köslin geboren floh seine Mutter mit ihm vor der Roten Armee und landete irgendwann in Berlin. Er lernte Universalschleifer und brachte sich gleichzeitig selbst das Gitarrespielen bei. Von 1966 bis 1972 studierte er an der Musikschule Friedrichshain Tanzmusik, Musiktheorie und Gitarre. Seit 1969 bis zur Auflösung 2016 war er langjähriges Mitglied, Frontmann der Puhdys. Auf dem 1984 produzierten Album „Das Buch“ sang „Maschine“ damals von der Rockerrente. Nun mit 81 Jahren ist davon immer noch nichts zu spüren. Dieter „Maschine“ Birr steht immer noch auf der Bühne. Während des warm ups zur MDR-Liveshow „Frühlingserwachen“ von der Freilichtbühne in Kirchberg nahm sich „Maschine“ gern die Zeit, weitab vom „…social-media-Geknipse-und-Geposte…“ anderer für eine nette Unterhaltung.
Es soll geheißen haben: Beatles oder Stones, Renft oder Puhdys. Hast du das auch so empfunden?
Birr: Das mag vielleicht unter den Fans so gesehen worden sein. Ich hab´ davon so nichts mitbekommen. Es war eher so, dass wir Musikerkollegen waren, ohne wirkliche Diskrepanzen.
Peter Rasym, einstiger Kollege und Bassist bei den Puhdys, steht seit Dezember 2019 mit Renft auf der Bühne. Warum selber als Solist unterwegs?
Birr: Das stimmt nicht ganz. Ich mache viel mit Uwe Hassbecker zusammen. Und im Herbst startet mein Projekt „Maschine – Lieder mit klassischen Saiten und Streichquintett“. Wenn schon, was mich natürlich ehrt, so viele Puhdsy-Lieder als Klassiker gelten, können sie auch mal klassisch dargeboten werden.
Und natürlich mit Profis an deiner Seite!
Birr: Durchaus. Ich konnte für dieses Projekt gestandene und erfahrene Leute gewinnen, die sonst bei der Staatsoper Berlin, im Orchester der Deutschen Oper, im Rundfunkorchester, im Chamber-Mahler-Orchestra sowie bei den Berliner Philharmonikern spielen. Das wird eine tolle Sache.
Wann geht´s damit auf Tour?
Birr: Los geht´s mit einer kleinen Hommage an das Tivoli in Freiberg. Dort hatten wir als Puhdys unseren ersten Auftritt. Also am 26. September sind alle herzlich eingeladen.
Heißt: Ein ähnliches Projekt wie „Maschine & Männer“ ist nicht nochmal geplant?
Birr: Man sollte niemals nie sagen. Aber eins nach dem anderen.
Du hast rund 250 Lieder für die Puhdys komponiert, insgesamt an die 500 Songs geschrieben. Die Puhdys-Song-Rechte liegen bei Dir. Von wem dürfen diese in Zukunft noch gespielt werden?
Birr: Natürlich von mir. (lacht) Nein, jeder darf sie spielen. Nur die Tantiemen liegen halt bei mir.
Bis dato gibt´s viele Titel zum Thema und Frieden aus deiner Feder. Soll´s deiner Meinung nach eine Wehr- oder Sozial-Pflicht-Zeit geben?
Birr: Schwierig. Leider gibt es eine Notwendigkeit, auch den Frieden beschützen zu müssen. Ich würde eher auf Freiwilligkeit setzen, vielleicht die Zeit zwischen Schulabschluss und Beginn der Lehre oder des Studiums nutzen.
2024 kam das inzwischen 6. Solo-Album mit völlig neuen Songs heraus. Wie viel Altes wollen die Fans in Konzerten hören?
Birr: Klingt vielleicht etwas eingebildet. Aber die Birr-Fans wollen das Neue hören und freuen sich über den einen oder anderen alten.
Apropos alte Hits. Wieso hält sich „Wenn ein Mensch lebt“ aus dem 1. Album von 1973 bis heute?
Birr: Gute Frage. Kann ich allerdings nicht selber beantworten. Aber es ist schön. Möglicherweise hängt es mit dem Film „Die Legende von Paul und Paula“ zusammen, aus dem der Titel „Geh zu ihr“ auch noch ein Renner geblieben ist.
Früher war die Politik wie bei „Geh dem Wind nicht aus dem Wege“ zwischen den Zeilen versteckt. Ist das heute noch gewollt und wird sie dann auch verstanden?
Birr: Metaphern hat es schon immer gegeben. Sie müssen nur richtig gewählt werden, um beim Publikum anzukommen. Darin liegt sowohl die Kunst als auch die Schwierigkeit.
In Kirchberg bist du mit Bell, Book & Candle gemeinsam in einem Programm. Eine Eintagsfliege, Zufall oder…?
Birr: Wir drängeln uns gegenseitig nicht auf. Wenn´s wie hier zusammen klappt, ist´s schön. Allerdings gewollt ist ein gemeinsames Projekt am 17. Oktober im Admiralspalast in Berlin. Dafür und für die Tour „Maschine – Lieder mit klassischen Saiten und Streichquintett“ alles Gute und vor allem: Immer schön gesund bleiben!