Sächsische Sprache und Kultur muss erhalten werden

Patriotin in social-media und auf der Bühne – Kristina vom Dorf

In Pass und Ausweis stehen zwar ein anderer Name, aber sie erlangte Bekanntheit unter einem anderen, einem „Künstlernamen“. Die ´87 Geborene wurde mit ihrem Anliegen bekannt, sich der Pflege der sächsischen Sprache und Kultur zu verpflichten. Die studierte Medientechnikerin avancierte nicht nur mit ihren „sächsischen Fachbüchern“, sondern darüber hinaus mit ihren Kurzvideos auf Instagram, TikTok und YouTube zum Social-Media-Star. Dort erläutert sie der Welt die sächsische Sprache und bringt den Usern Sachsen in vollem Umfang näher. Praktisch im Handumdrehen wurde sie zur Sachsen-Muddi – Kristina vom Dorf (KvD). Sie ist auf Lesetour und gab frisch und froh ein Interview.

Die Bühne ist prinzipiell nichts Neues, denn früher bereits als Komparsin beim Theater Zwickau-Plauen mitgewirkt – in welcher Rolle?

KvD: Das war eine schöne Zeit und hat viel Spaß gemacht. Toll war die Rolle als tanzender Teufel in Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“.

Das war alles neben der Schule, die nach dreimaligem Besuch der 10. Klasse länger dauerte – woran lag´s?
KvD: An dem Schulwechsel von der Realschule aufs Gymnasium. Dort ganz gut bestanden. Auf dem Gymnasium noch einmal als wiederholendes Pflichtjahr, dann einmal hängen geblieben und trotzdem Abi geschafft.

Mit welchen Lieblingsfächern?

KvD: Ich hatte keine Lieblingsfächer. Eigentlich habe ich Schule gehasst. Die Lust an Deutsch wurde mir mit den didaktischen Methoden vermiest. Sport fand ich noch ganz gut.

Nach der Reifeprüfung gab´s Jahre später für eine „reife Leistung“ die Ehrung als Westsächsin 2023. Wo steht der Glaspokal mit dem silbernen Stern?

KvD: Der steht zu Hause im Wohnzimmer auf dem Fensterstock. Daneben ein für mich angefertigtes geschenktes schönes kleines Schild „Sächsisches Urgestein“.

Woher kommen die vielen Muddi-Ideen?

KvD: Das ist unterschiedlich. Einiges kommt aus dem Erleben und Erinnerungen aus meinem Heimatort Langenreinsdorf. Anderes – und das wird immer mehr – bekomme ich zugeschickt. Na ja, und die dritte Quelle ist tatsächlich der Alltag.

Wenn die Bücher und der Dialekt außerhalb Sachsens vorgestellt werden, gibt´s da gelegentlich auch Häme und wie ist der Umgang damit?

KvD: Ja, ein kleines Belächeln gibt´s immer, aber keine Häme. Wie´s im Westen ist, weiß ich nicht. Da war ich mit meinen Büchern noch nicht. Und falls es mehr, als versteckte Ironie gibt…, (lacht) da bin ich viel zu dominant!

Gibt´s eine Zusammenarbeit mit der Ilse-Bähnert-Stiftung für das seit 2008 gekürte sächsische Wort des Jahres?

KvD: Nein, eine Zuarbeit in dem Sinne gibt es nicht. Die bekommen genügend Vorschläge von anderen Leuten zugeschickt.

Dürfen eigentlich die beiden eigenen Kinder, Liva 8 Jahre und William 6 Jahre, sächseln?

KvD: Mein´s wesche mir! Ich hätte das schon ganz gern. Die können gutes Englisch und Deutsch und versuchen, das sächsische nachzumachen. Klingt lustig, aber nicht mehr.

Wie weit ist das Vorhaben gediehen, eines Tages einen Roman zu veröffentlichen?

KvD: Es stockt. Es sind die drei sächsischen Sachbücher dazwischengekommen, das über Dänemark und jetzt das Kochbuch.

Gäbe es aus heutiger Sicht ein Zurück zu den journalistischen Wurzeln, zum Beispiel zum Fernsehen. Immerhin gibt´s den Satz: „Vor der Kamera fühle ich mich sehr wohl.“

KvD: Aus heutiger Sicht?! TV ist abgehakt.

Auch nicht im Fußball, vielleicht nochmal im Printbereich, wo es Erfahrungen aus der Mitarbeit im Fußballmagazin Sportbuzzer gäbe?

KvD: Ganz ehrlich? Nie wieder Fußball mit seinem ganzen Drum und Dran. Vielleicht später mal was Eigenes, vielleicht sowas wie ein Talk.

Trotzdem sei die Frage gestattet: Für welchen Verein schlägt das Fußballherz?

KvD: Klingt komisch, aber für überhaupt keinen. Vielleicht, weil ich mir damals angewöhnt hatte, absolut neutral zu berichten.

Talks gab´s ausgiebig für das Kochbuch „Sächsisches Allerlei“. Wie viele Rezepte daraus schon selbst ausprobiert?
KvD: Kein einziges. Ich kann nicht kochen. Mir macht das überhaupt keinen Spaß. Ich gehe zu Freunden, die das Buch als Vorlage nutzen.

Es heißt: Die Sachsen-Muddi zieht es aus dem derzeit Fränkischen wieder zurück in die Heimat?

KvD: Jain. Nicht ganz zurück nach Hause, aber nach Sachsen auf jeden Fall. Geplant ist Leipzig.

Und Langenreinsdorf?

KvD: In einem 750-Seelen-Dorf musst du in irgendeinem Verein sein. Was ich, wenn, auch machen würde. Dazu hab´ ich aber wirklich keine Zeit. Ich komme jedoch immer gern zurück zu Besuch.

Dann bis zum nächsten Besuch in der Heimat und noch viele umsetzbare Ideen für weitere Episoden der Sachsen-Muddi.

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