32. Geburtstag in Los Angeles

Max Heß will bei Olympia 2028 mindestens wieder ins Finale

Seit nahezu einem Jahrzehnt bestimmt er in Deutschland das Geschehen im Dreisprung. International kann er (Juniorenbereich sowie Freiluft und Halle zusammengenommen) auf zwei Vizeweltmeistertitel, einen Titel und vier Bronzemedaillen bei Europameisterschaften verweisen. Und er war nicht nur gefeierter Gast der Vogtland-Sport-Gala 2025. Er war bisher dreimal bei Olympia dabei. In Paris schaffte er es ins Finale und belegte dort Rang sieben. Das bedeutete die beste Platzierung eines deutschen Dreispringers bei Olympia seit 1984 – in Los Angeles. Dort könnte sich ein Kreis schließen.

Aufgrund von langwierigen Verletzungsproblemen, mal Außenbandriss im Fuß, Muskelfaserriss, dann Schlüsselbeinbruch… , war es eine ganze Weile ruhig um Max Heß. Die Hallensaison jetzt war wieder okay. Wie optimistisch und gesund geht´s in die anstehende Freiluftsaison?

Max Heß: Sportmedizinisch ist alles okay. Ich fühle mich gut. Es geht gesund in die Freiluftsaison.

Ob Einzel- oder Team-Wettkampf, es spielt sich sehr viel im Kopf ab, macht mentale Stärke einen hohen Prozentsatz des Erfolges aus. War oder ist das eine Stärke von Max Hess?

Heß: Früher war es eher jugendliche Unbedarftheit. Inzwischen denke ich, bin ich dahingehend stabil im Kopf, kann mental gut mit Wettkampfstress umgehen.

Bei den Skispringern ist´s allgemein bekannt: leicht fliegt besser. Auch bei Weit- bzw. Dreispringern? Welche Rolle spielt der BMI?

Heß: Da kommt´s bei beiden auf das Kraft-Last-Verhältnis an, also einem optimalen Verhältnis der Kraft zum Körpergewicht. Betreffs BMI ist´s nicht vorrangig das Verhältnis von Körpergröße zu Gewicht, sondern vor allem die Relation von Gewicht zu Muskelmasse, um das persönliche Leistungsmaximum in einer Disziplin, auch dem Weitsprung erzielen zu können. Ich sehe mich da mittendrin.

Dreisprung ist – auch ohne technisches Gerät – vor allem wegen des beizubehaltenden koordinativen „Geradeaus“ eine anspruchsvolle Sportart. Wo liegen die eigentlichen Schwierigkeiten beim Hop, Step und Jump?

Heß: Wohl wahr und ich versuch´s mal, zu erklären. Bei aus dem Anlauf mitgenommener hoher Geschwindigkeit ohne Tempoverlust und Druck des Körpergewichts auf den Untergrund nur kurz den Boden zu berühren und das in Weite umzusetzen. (lacht) Wer zu langsam ist und tappst, der kann auch mal wegkippen.

Ein ewiges Rätsel vieler Beobachter ist: Der / Die hat doch den Anlauf ausgemessen und trifft das Brett trotzdem nicht. Warum wird meist „zu viel“ verschenkt oder „relativ knapp“ übergetreten?

Heß: Für völlig Außenstehende klingt´s nach Ausreden, aber es ist wirklich kompliziert. Da ist der Belag im Anlauf plötzlich schneller oder langsamer, bremst regelrecht. Und im Freien gibt´s selten mal Windstille. Im Gegenteil. Es sind zwei Meter pro Sekunde Rückenwind zulässig. Da merkst du jedes Zehntel mehr oder weniger in der Power in den Beinen. Von Gegenwind ganz zu schweigen. Die Bedingungen sind nicht aufs Komma identisch. Da kommen am Ende schnell mal ein halber Meter oder entscheidende Zentimeter zusammen.

Jüngst bei der Hallen-WM gab´s im Dreisprung eine Disqualifikation wegen nicht zugelassenem Schuhwerk. Ist nun auch in der Leichtathletik mit „Schmu“, mit „manipuliertem Material“ zu rechnen?

Heß: Nein, das glaube ich nicht. Das war eine Ausnahme, denn Regularien dazu gab´s schon immer. Die muss halt jeder beachten.

Deutschland lechzt nach Medaillen in der Leichtathletik. Was läuft falsch oder wie kann´s wieder bergauf gehen?

Heß: Oh, kann sein, dass ich mich jetzt etwas weit aus dem Fenster lehne: Zu lange auf den Lorbeeren sitzen geblieben, das Überholt-worden-Sein ignoriert, dass andere wie Italien oder die Niederlande in Knowhow und Technik besser geworden sind, in den Nachwuchs investieren…

2025 fing mit 17,43 m bei der Hallen-EM richtig gut an, die Hallen-WM hätte besser sein können. Mit dem Focus der WM im September in Tokio steht nun was genau an?

Heß: Du musst schon in Hinblick Olympia Zeichen setzen. Heißt, die 17,38 Meter von Paris und die 17,43 Meter jüngst in der Halle bestätigen. Ich will in Tokio unter die Top 8.

Laut Statistik liegen bei Athleten, die älter als 27 sind, die besten Jahre wahrscheinlich hinter ihnen. Wo feiert Max Heß seinen 32. Geburtstag?

Heß: Ich hoffe mal ganz stark in Los Angeles. Da könnte ich mir mit einer Finalteilnahme nur wenige Tage danach selbst ein grandioses nachträgliches Geburtstagsgeschenk machen.

Dafür und zunächst für die WM in Tokio sind beide Daumen ganz fest gedrückt.

Artikel teilen:

Facebook
WhatsApp

andere Artikel

Reise & Touristik

Längster Strand und das Tor zum Paradies

Mallorca I – Nordtour
Morgenstund´ hat Gold im Mund – mit der aufgehenden Sonne im Rücken geht es bei Zeiten dem Tagesziel Port de Sa Calobra entgegen. Zunächst auf der C715 bis Arta und dann auf der C712 Richtung Alcudia. Ist der Bergrücken Serres de Llevant passiert, fällt das Gebirge zum Meer hin schroff ab und eröffnet einen grandiosen Blick auf die Bucht von Alcudia. Bei klarem Wetter reicht die Sicht sogar bis zur Halbinsel Formentor.
Etwa 2,5 Kilometer nach dem Abzweig Santa Margarita führt bei Son Real eine Landstraße

Weiterlesen »
Musik & Kultur

„Ich bin total Theater-geil!“

Leo Siberski über Musik im Allgemeinen und Besonderen
Seit 2017 ist er Generalmusikdirektor des Theaters Plauen-Zwickau und der Clara-Schumann-Philharmoniker Plauen-Zwickau. Doch hinter den Jahren davor verbirgt sich eine Vita, die dem genannten Haus mehr als zur Ehre reicht. Nur eine kleine Auswahl seines Wirkens verdeutlicht das. Der 1969 in Hannover Geborene war bis 2003 erfolgreicher Orchestermusiker als Solo-Trompeter an der Niedersächsischen Staatsoper Hannover, im Bayreuther Festspielorchester und an der Staatsoper Unter den Linden Berlin. Als Dirigent wirkte er

Weiterlesen »
Politik

Glücklicher als auch schwarzer Samstag

BSV weiterhin in der 1. Handball-Bundesliga

Glücklich

Ausgerüstet mit einem schwachen Nervenkostüm sollten die Spiele der BSV-Mädels nicht beobachtet werden. Knappe Spielausgänge gegen sie oder die erzielten Unentschieden hätten in der abgelaufenen Bundesligasaison eigentlich bei Ausnutzung aller spielerischen Möglichkeiten zwei Punkte für die Westsächsinnen bringen müssen. Schwamm drüber. Im entscheidenden Play-Down-Spiel vor über 2000 Zuschauern konnte mit einem Sieg ein weiteres Jahr in der höchsten Spielklasse gesichert werden. Das haben Spielerinnen, Fans und nicht zuletzt das Engagement des Vereins verdient.

Weiterlesen »
error: Content is protected !!