Eine Insel der Glückseligen

Ort der Gegensätze von Natur- und technischen Besonderheiten

„Die Lanze ist gebrochen“ – das mag sicher für all diejenigen zutreffen, die einmal auf der östlichsten der kanarischen Inseln waren. Über den Ursprung des Namens von Lanzerote gibt es viele Geschichten. Geschichten von Eroberern, Königen und Aufständen, die „die Inseln der Glückseligen“, wie es der griechische Dichter Homer treffend beschrieb, reichlich aufzuweisen haben.

Lanzerote – Die nach Hierro und Gomera dritt kleinste Insel des Kanarischen Archipels trägt deutlich die Handschrift des einheimischen Künstlers Cèsar Manrique. Der Maler und Bildhauer konnte seine Forderung nach einer flachen Appartementbebauung durchsetzen. So passen sich die Touristenburgen relativ gut in die Landschaft ein, sind nur in der Hauptstadt Teguise und im Landesinneren einige wenige Hochhäuser zu sehen. Echte Farbtupfer auf der sich sand- und felsfarben präsentierenden Insel sind die Werke Manriques. Die vielen Skulpturen und Windspiele an Ortseingängen, anderen markanten Punkten oder inmitten der unzähligen Kreisverkehrsinseln wirken zugleich gigantisch wie beruhigend, zeugen von Harmonie und rufen Bewunderung hervor. Ganz besonders im Kaktusgarten von Guatiza und den Grotten Jameos del Aqua. Der Künstler, der im Frühjahr 1992 verstarb, wird auf seiner Insel wie ein Volksheld verehrt. Wer die Ergebnisse seines Wirkens in Ruhe betrachtet, wird es verstehen, wird ihn selbst und sein Schaffen in sein Herz schließen.

Vor dem Besuch auf dieser Insel empfiehlt es sich, einschlägige Literatur zu studieren. Dann ist für ausgesprochen Sonnenhungrige klar, dass ob des Gebirgszuges in jeder Himmelsrichtung am Strand anderes Wetter vorherrschen kann. Vor Ort in ein Mietauto investiert, kann so der Sonne entgegen gefahren werden. Vielmehr ist der Mietauto-Besitzer aber sein eigener Reiseleiter und kann Lanzerote etwas individueller kennenlernen, das urische Leben im Inselinneren aufspüren. Und auch wenn der Urlauber der spanischen Sprache nicht mächtig ist – z.B. die Namen der Gerichte auf den Speisekarten einem mehr als spanisch vorkommen –, die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Einheimischen lassen den Touristen sein Ziel stets erreichen und seinen Wunsch erfüllen. Ein Verfahren ist daher kaum möglich. Geübte Fahrer benötigen vom Nord- zum Südkap reichlich zwei Stunden. Höchstens die Hälfte der Zeit bedarf es von der Ost- zur Westküste.

Apropos Nordkap – am Mirador del Rio, dem nördlichsten Punkt Lanzerotes, ist es meist sehr stürmisch. Einige Meter neben der Aussichtsplattform, unmittelbar an der Steilküste, bietet sich besonders abends ein sehr romantischer Ausblick. Auf eigenes Risiko am Rande der über hundert Meter hohen Felsen stehend, eröffnet sich – einem Matrosen im Ausguck gleich – ein faszinierendes Panorama auf die vorgelagerten Inseln La Graziosa, Montana Clara und Alegranza. Mitunter reicht die Sicht auch entlang der Westküste Lanzerotes bis in die Bucht von Famara. Tags sind dort die Surfer zu Hause, wagen sich mutige Schwimmer in die Brandung.

Weiter ins Inselinnere, ins Tal der tausend Palmen. Hier nehmen oft tief hängende Wolken die Sicht. Genau so schnell, wie sie kommen, fast zum Greifen nah, fegen sie über die Köpfe hinweg, und sind wieder verschwunden. Imposant, fast geisterhaft, erscheint gleicher Effekt im unweit erbauten Windradpark. Wie Riesen, einem Heer mit riesigen kreisenden Armen, tauchen die Windräder aus den Wolken auf. Urplötzlich ist die unheimliche Wucht der Flügel zu spüren. Das Gefühl, eines nie nachlassenden Windes und die Flügelrotoren verschlingen jedes Wort.

Der Norden der Insel hat aber weit mehr zu bieten, als risikoreiche Steilküsten und Ohren betäubende Windräder. Aquarianer, Botaniker und Ornithologen, die ganze Familie kommt auf ihre Kosten.

Bei der Führung im Labyrinth der Lavahöhlen Cueve de los Verdes sollte eine deutsche und die große Führung in Anspruch genommen werden. Eigene Fotos und Videos sind hier erlaubt. Ebenso im Jameos des Aqua – einer von Manrique ausgebauten Grotte. Gekonnt nutzte er hier die bizarren Formen des Felsens, um einen bezaubernden Garten hinein zu bauen. Nichts von dieser Schönheit bekommen die Albinofische im eingangs dunkel gelegenen Grottensee mit.

Die Anlage von Guatiza gleicht einer kleinen Festung. Der Eintritt ist nicht nur für diejenigen interessant, die sich für Kakteen begeistern. Neben der Vielfalt der stacheligen und unstacheligen, kleinen und übermannshohen Exemplare, hat hier Manrique ein weiteres Auge für Landschaftsarchitektur bewiesen.

Wer die Arten von Kakteen gezählt hat, könnte vergleichen, ob die Anzahl über die der im Vogelzoo beheimateten Gefieder liegt. Ähnlich wie im Kakteengarten überzeugen hier in  Guinare mannigfaltige Farben und Formen. Für wahre Tierliebhaber ist es sicher ein Ohrenschmaus, das breite Spektrum der stimmlichen Möglichkeiten all dieser Vögel zu genießen.

Badespaß besonderer Art gibt es in Costa Teguise im Parque Acuatico. In Länge und Form verschiedene Rutschen und großzügige Liegeflächen laden zum Verweilen ein. Ein Erlebnis für Groß und Klein, die zu Hause noch kein Spaßbad im Freien besucht haben.

Alles Sehens- und Erlebenswerte dieser Insel aufzuzählen, nähme sicher jede Individualität, mit dem dieser Reisetipp neugierig machen soll.

Nicht unerwähnt bleiben darf jedoch das Timanfaya-Gebirge. Das von der Natur zwischen 1730 und 1736 geschaffene Denkmal des Vulkanismus steht noch heute unter ständiger wissenschaftlicher Kontrolle. Auch wenn das unmittel- und greifbare persönliche Erlebnis versagt bleibt, aus dem Bus aussteigen zu dürfen, gehört eine Busfahrt durch den „Krater“-Nationalpark zur Pflicht eines jeden Urlaubers auf Lanzerote. Hautnah wird aber demonstriert, dass in fünf bis sechs Meter Tiefe noch Temperaturen von mehreren hundert Grad herrschen. Ebenfalls sollte ein abendlicher Abstecher nach Puerto del Carmen nicht versäumt werden. Dort schlägt das Herz der Insel. Unzählige Bars laden fast rund um die Uhr ein, italienisch, englisch, spanisch oder afrikanisch zu essen und zu trinken. Abends wird ausgelassen vorwiegend zu Livemusik getanzt oder die sternklare Nacht bei einem guten einheimischen Wein einfach nur genossen.

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