Ex-Puhdy bringt in zwei Projekten seine Musikgeschichte zu Gehör
Männer in seinem Alter (Jahrgang ´44) können auf eine lange Musikerära zurückblicken. Wie so viele damals lernte er Gitarre spielen, um bei den Mädchen zu punkten, gründete in der Lehrzeit eine Band, die Blues, Country, Bluegrass und Jazz spielte. Es folgte die Homedia-Combo aus der die Dieter-Frank-Combo wurde, die bis 1965 durch die Republik tourte. Im selben Jahr fand sich die Udo-Wendel-Combo, die mit Sänger und Gitarristen Udo Wendel, Peter Meyer (Keyboard), Harry Jeske (E-Bass) und Udo Jacob (Schlagzeug) als „Ur-Puhdys“ bezeichnet werden. Bereits damals zupfte der Leadgitarrist dabei die Saiten und tourte aber auch mit dem Teisco-Quartett, den Collins und der Uve-Schikora-Combo. Mit dem offiziellen Gründungsjahr und dem Abschluss seines Gitarrenstudiums 1969 war er schließlich bis zum Ende 2016 fester Bestandteil der Puhdys. Heute ist er mit den Programmen „Quaster & Friends unplugged“ und „Ich bereue nichts“ unterwegs – Dieter „Quaster“ Hertrampf.
Vor einem „Friends“-Konzert gab er Einblicke in vergangenes und gegenwärtiges Tun.
Bei Quaster & Friends unplugged ist vor allem griffiger Gitarren-Sound zu vernehmen. Ist damit der R´n´Roller wieder erwacht?
Hertrampf: Das war ich eigentlich schon immer, insbesondere als es mit den Puhdys angefangen hat. Es endet also wie´s begann.
Klingt das etwa schon nach aufhören?
Hertrampf: Nein. Es ist derzeit mein Rückblick, meine Zeitreise durch meine Musikgeschichte, die noch nicht zu Ende ist.
Mit 40, also 1984, von der Rockerente gesungen aber mittlerweile, in gut doppeltem Alter, doch mit zwei Projekten am Start!
Hertrampf: Die Friends-Geschichte ist schön für kleinere Bühnen, Clubs und so. Braucht weniger Aufwand. Dagegen ist meine Musikgeschichte „Ich bereue nichts“ etwas schwieriger zu erzählen und darzustellen. Dafür braucht´s eine etwas größere Bühne. Beides macht unheimlich Spaß.
Als die Puhdys starteten wurde viel gecovert. Nach welchen Kriterien erfolgte damals die Auswahl?
Hertrampf: Das waren meist Werke, die einen etwas besonderen musikalischen, instrumentalen Anspruch hatten. Und natürlich, das was die Leute damals hören wollten und auch tanzbar war.
Quaster spielt auch heute Coversongs im Konzert. Sind’s die von damals oder wie erfolgt heute die Auswahl?
Hertrampf: Es sind solche, die mir bis heute gefallen. Sagen wir´s so: Aus jedem Jahrzehnt Titel, die mich ab den 60ern bewegt haben und natürlich Puhdys-Titel.
Wie viele Puhdys-Songs sind eigentlich aus deiner Feder. Sind die alle in den Konzerten der beiden Projekte zu hören?
Hertrampf: Wie viele das waren? Das weiß ich nicht genau. Hab´ sie nicht gezählt. Ist auch nicht wichtig. War zu dieser Zeit auch nicht maßgeblich. Und von den Puhdys eben die großen Hits, obwohl da jeder Gast teils seinen eigenen hat.
Maschine hat viele „Puhdys-Text-Rechte“. Musst auch du Tantiemen zahlen?
Hertrampf: Nein, die Sache ist abgehakt. Die Puhdys-Titel sind zudem meist gemeinsam entstanden. Größtenteils war erst die musikalische Idee da, erst dann folgte der Text. Und den hat mehr und mehr Maschine geschrieben.
„136 Rosen“ ist ein sehr emotionaler Titel deiner „Ich bereue nichts“-Konzerte. Schon mal dem Mauer-Museum als Untermalung angeboten?
Hertrampf: Nein. Aber keine schlechte Idee. Schon wegen der Geschichte darum.
Die da wie lautet?
Hertrampf: Es war ein Auftrag für die damalige Rock-Legenden-Tour mit Karat und City. Letztendlich hat das Management den Titel aus dem Programm genommen. War wohl zu politisch.
Weil ausgerechnet eine Schweizerin, Mia Aegerter, einen Text über Mauertote geschrieben hatte? Wie berührend war / ist das denn?
Hertrampf: Das glaube ich so nicht. Hat eben irgendwie nicht ins Konzept der Tour gepasst. Der Text ist für mich unbeschreiblich emotional. Weil es mit persönlichen Erinnerungen beim Mauer-Tod von Peter Fechter zusammenhängt und darum unbedingt in mein Programm gehört.
Noch ein bisschen Politik. Der 1973er Song „Vorn ist das Licht“ hat viele enttäuscht, weil sie meinten, die Puhdys haben sich damit instrumentalisieren lassen?
Hertrampf: Auch wenn´s den Anschein eines FDJ-Liedes hatte. Ich dachte bis heute, die Leute damals haben zwischen den Zeilen lesen können. Und da gibt´s genug zu lesen!
35 Jahre Wiedervereinigung steht an. Ist´s nicht Zeit, über die Verarsche des Ostens ein Lied zu schreiben?
Hertrampf: Gründe genug gäbe es. Ich allerdings möchte heute in und mit der Musik eigentlich nicht mehr politisieren, irgendwie mitwirken. Irgendwann ist eben Schluss damit. Ich will einfach nur noch Musik machen.
Ein hartes aber resolutes Ende!
Hertrampf: Gut, sagen wir´s anders: Wenn ein guter Text vorliegt, warum nicht.
Und bis dahin…
Hertrampf: … fühle ich mich gegenwärtig wie früher. In kleinen Locations eine Mugge spielen, mit Leuten ins Gespräch kommen, Musikmachen genießen.
Also ist trotz Erreichen des Rentenalters kein Ende in Sicht?
Hertrampf: So lange die Stimme okay ist, Leute zu den Konzerten kommen…, wird´s (lächelt) dem Lauf der Dinge folgend doch irgendwann dem Ende entgegen geh´n.
Dann bei bester Stimme noch einen langen Lauf der Dinge.