Zu zaghaft für mehr Nettospielzeit
Seit 1. Juli hat der Deutsche Fußballbund zum Start der Fußball-Bundesliga in seinem Regelwerk für die Saison 2025/2026 einige Veränderungen vorgenommen. Das betrifft u.a. die Doppelberührung bei Elfmetern, die Ausführung des Schiedsrichterballs oder das Ballspielen von Personen, die nicht mittelbar am Spiel teilnehmen.
Am interessantesten dürfte die neue Regelung für die Torhüter sein. Denen ist es, wie es heißt, nur noch erlaubt, den Ball „acht Sekunden lang mit der Hand oder dem Arm zu kontrollieren“. Der Schiri zeigt die letzten fünf Sekunden als Countdown mit der Hand an. Sollte der Torwart, ohne dass er am Abschlag gehindert wird, den Ball weiterhin festhalten, gibt es eine Ecke für das gegnerische Team.
Bravo! Endlich ein Schritt gegen das vermaledeite Zeitspiel.
Aber nur halbherzig!
Das bemängelte u.a. indirekt auch die Welttorhüterin von 2014 und Olympiasiegerin 2016 Almuth Schult in ihrem Fußballpodcast „Almuths Pausen-T“ vom 21. August: „Wenn die DFL möchte, dass es mehr Nettospielzeit gibt, hätte man auch zu einem Mittel greifen können.“
Apropos Torwart. Schaut eigentlich noch jemand hin, wie oft dessen Abschlag außerhalb des Sechzehnmeterraums passiert?!
Bei all den nun geltenden Änderungen: Was ist mit dem Zeitschinden bei Einwürfen und Ecken, dem Zeremonieren von Auswechslungen? Wer achtet noch darauf, dass Regel 3/3 (Der Spieler, der ausgewechselt wird, muss das Spielfeld an der nächsten Begrenzungslinie verlassen.) eingehalten wird?! Bei Einwürfen wird der Ball bis zu zweimal an einen Team-Kollegen weitergegeben, hin und her gegangen und somit die Orts-Korrektur durch den Referee provoziert. Wieder Sekunden von der Uhr genommen. Bei Ecken wird der Ball x-mal auf einen anderen Platz gelegt. Gleiches bei Freistößen. Da fällt es dem am Ort des Geschehens eigentlich Ausführenden plötzlich ein, dass der Freistoß oder der Eckstoß doch von einem anderen Mitspieler ausgeführt werden soll, der dann erst vom gegenüberliegenden Teil des Spielfeldes gelaufen kommt. Der wiederum platziert das Objekt der Aktion natürlich auch nochmal nach seinem Ermessen neu.
All diese Verzögerungen gehen nicht paritätisch in die Nachspielzeit ein, die sowieso schon ständig anwächst.
Auch im Fußball sollte darum endlich generell gelten: Wer nicht hören will, muss fühlen! Oder anders: Wer das Spiel verzögert, um offensichtlich Zeit zu schinden, erhält – ähnlich der neuen Torwart-Regel – eine Strafe. So könnte zum Beispiel die Torwart-Sekunden-Regel auch für den Einwurf gelten, könnte eine Ecke innerhalb von fünfzehn Sekunden ausgeführt werden müssen. Bei falscher Auswechslung und Überziehen des Zeitlimits gibt es jeweils einen indirekten Freistoß für die gegnerische Mannschaft. Bei Wiederholung des Delikts möglicherweise sogar eine gelbe Karte. Wobei da offen wäre, wer diese dann erhält. Die Zeitkontrollen könnte der Vierte Offizielle übernehmen, den Schiri über Funk informieren.
Insgesamt würde ohne diese Zeitschinderei beziehungsweise die Bestrafung dieser das Spiel an sich schneller und für den Zuschauer attraktiver werden.
Na ja – das ist, wenn der DFB schon am Ändern ist, bloß mal ein Gedankengang.
Und das sich selber als Fußball-Nation deklarierende Deutschland beziehungsweise der DFB könnte diesbezüglich eine Pionierrolle einnehmen.