Bundeswehrdebatte katapultiert Stadt wie im Alphabet erneut ans Ende der Sympathien
Die geplante Totalzerstörung von Zwickau durch die amerikanische Luftwaffe aufgrund des Gustav-Basser-Flugzeugreparaturwerkes sowie Audi und Horch als Kriegs-Fahrzeughersteller konnte gegen Ende des II. Weltkrieges gerade noch verhindert werden. Der als Luftschutzpolizist eingeteilte Arno Rau bewahrte die Stadt vor dem ähnlichen Schicksal, wie es Chemnitz oder Dresden erging. Er hisste am Abend des 17. April 1945 auf dem Turm des Doms St. Marien eine weiße Flagge und veranlasste das Dauerläuten der Glocken, so dass die 3. US-Armee kampflos in Zwickau einzog, die Bausubstanz der Stadt somit keine größeren Schäden nahm.
Nun müsste eigentlich wieder eine weiße Fahne gehisst werden, damit sich die Bundeswehr ja nicht nach Zwickau verirrt beziehungsweise die „Verirrung“ rückgängig gemacht wird. Wer hisst dann eigentlich die weiße Fahne, wenn sich der bereits zum zweiten Mal mehrheitlich mit Stimmen der AfD und der CDU beschlossene Antrag des BSW, jegliche Bundeswehr-Werbung auf städtischen Gebäuden und Verkehrsmitteln zu untersagen, durchsetzt?
Oder gibt es – falls, eben nur falls! – Zwickau wieder ein „Jahrhunderthochwasser“ oder ein anderes nicht ohne fremde Hilfe zu lösendes Problem ereilt – dann auch eine besondere Markierung der Wohnstätten von denjenigen, die Zwickau als eine „Stadt des Friedens“ deklariert haben, weil sie die Bundeswehr verprellt haben, und dann von deren Hilfe ausgespart werden? Das kommt etwa dem (zweifelsohne hinkenden) Vergleich nahe, dass diese Damen und Herren jegliche Kasko-Versicherungen ablehnen, weil diese im eventuell entstehenden Schadensfall reguliert.
Und wenn dieses Werbeverbot schon beschlossen werden soll, ist es leider nur halb zu Ende gedacht. Es fehlt die Ergänzung, dass möglicherweise auch Hersteller von Textilien, Software und Lebensmitteln, die beim Bund benötigt werden, in Zwickau auch keine Werbung machen dürften. Ganz abgesehen von Wachschutzunternehmen, weil die zarten Jungs vom Bund ja, anstatt ihre Kaserne zu bewachen, am Wochenende nach Hause zu Mutti fahren dürfen.
Dass die Bundeswehr seit 2011 nach dem Aussetzen der Wehrpflicht – also des Grundwehrdienstes, während dem unter anderem das für den Ernstfall notwendige Bedienen bestimmter Waffensysteme erlernt wird – personell unterbesetzt ist, scheint bei den „Zwickauer Friedensfreunden“ auch noch nicht angekommen zu sein. Zumal sich trotz Arbeitskräftemangels (dem innerdeutsch ganz anders entgegengewirkt werden könnte) ein z.B. einjähriger Dienst oder soziales Jahr sicherlich nicht charakterschädigend auf die jungen Generationen auswirken würde.
Zurück zur weißen Flagge, dem Symbol für bedingungslose Kapitulation, im weitesten Sinne unbefleckter Reinheit und Naivität. Die scheint sich wohl in diesem Fall als die Verbindung zum eigentlich gesunden Menschenverstand darzustellen.