Speichelfluss haben und dabei Personaler spielen
Im DDR-Fernsehen hieß es ab 1958 „Der Fernsehkoch empfiehlt“, im hessischen Fernsehen ab 1981 „ à la carte“. „Alfredissimo!“ lockte live („Ich hab´ da mal was vorbereitet“) ab 1994 die Zuschauer an die TV-Geräte. Er folgten bis heute diverse Koch-Sendungen, auch als Wettbewerb.
Eines der beliebtesten Formate der „TV-Koch-Wettbewerbe“ ist „Das perfekte Dinner“, in dem während einer Woche fünf Hobbyköche aus einer Stadt / Region gegeneinander antreten. Dabei sind die Zuschauer bereits bei der Zubereitung mit vor Ort, wird ihnen ein Blick in die Töpfe gewährt. Darüber hinaus gibt es neben interessanten Rezepten und Zubereitungsvarianten zahlreiche Anregungen für Tischdeko oder Einrichtung von Wohnungen. Während der jeweilige Gastgeber sein Bestes gibt, müssen die anderen Teilnehmer als Gäste das Menü samt Gesamteindruck mit einer Punkteskala von 0 bis 10 bewerten. Der Gastgeber mit den meisten Punkten gewinnt am finalen Freitag 3000 Euro.
Apropos Gesamteindruck.
So ein Format setzt natürlich eine gewisse Objektivität der Teilnehmer bei der abzugebenden Beurteilung voraus. In den meisten Fällen gelingt es den Machern dieser Sendung, eine passende Gruppe zusammenzustellen. Das ist dann der Fall, wenn alle Teilnehmer offen sind für die servierten Speisen, auch mal etwas Neues kennenlernen, ausprobieren wollen. Dementsprechend verläuft in den fünf folgenden Bewertungstagen die Punktevergabe – ehrlich. In den anderen Fällen ist bereits am Montag nach wenigen Minuten klar, da ist ein egoistischer Vollpfosten dabei, ein(e) Dauernörgler(in), weil „…ich es mir anders vorgestellt habe…“, „…ich es anders kenne…“, „…ich es ganz anders gemacht hätte“. Dabei ist nicht gefragt, wie er / sie es gemacht hätte. Sie sind Gast und sollen objektiv über Zubereitung und Ergebnis urteilen.
Genau da beginnt die Rolle des „heimischen Personalers“ – so er denn Lust dazu hat. Das Einschätzen von Kandidaten nach wenigen Momenten, noch vor der ersten Punktevergabe.
Es können nach wenigen Worten und Gesten oft sofort eindeutige Rückschlüsse zur Person und ihrem Verhalten gezogen werden. Zum Beispiel bei den Tischmanieren. Leicht fläzig, Ellenbogen während des Essens am Tisch „festgenagelt“, „einarmig“ eine Hand unterm Tisch, mit dem Gesicht fast in den Teller fallend oder nur mit den Schultern die Stuhllehne berührend und fast unter den Tisch gleitend…
Es ist abzusehen, wie sie ihre Bewertung gestalten werden – berechnend, nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Meist sind es diejenigen, die in der Punktevergabe herausstechen. Drei andere geben eine 8, 9 oder 10. Sie geben in der Regel zwei Punkte weniger, also eine 7 oder 8. Das Ziel dabei ist klar: Mit wenigen Punkten für die Mitbewerber sich selber einen Vorteil verschaffen! Diese Herrschaften sind an „ihrem Kochtag“ zudem oft lediglich Mittelmaß und fühlen sich am Ende benachteiligt.
Interessant, so sich der Zuschauer auf die Rolle des „Personalers vom Sofa aus“ eingelassen hat, ob sich in den Folgetagen der erste Eindruck bestätigt, der „Personaler am TV-Gerät“ das richtige Näschen hatte und gegebenenfalls auch Rückschlüsse auf sein eigenes Benimmse gemacht werden können / sollten.