Weltmeister in besonderer Disziplin

Frank Albert liebt es hoch zu Fahrradsattel

Hoch auf dem gelben… nein, nicht auf dem Wagen, nicht beim Schwager vorn, auch auf keinem gelben Vehikel. Aber hoch oben und vor allem allein sitzt er. So wie die meisten Pedaleure dieser Welt, die entweder gemütlich auf Ausflugstour oder mit Vollspeed im Kampf um Sondertrikots und Pokale unterwegs sind. Und beides geht sogar mit einem Hochrad, mit dem der aus Lengenfeld im Vogtland stammende Frank Albert seit einiger Zeit für Schlagzeilen sorgt. Denn er besitzt als Hochradfahrer ein ganz besonderes Trikot und natürlich auch diverse Pokale.

Wie ist die Liebe zum Hochrad entstanden?
Albert: Ich war 2016 mal in Senftenberg. Da war gerade eine Sonderausstellung alter Fahrzeuge, auch mit einem Hochrad. Auf einem Schild davor hieß es: Hier dürfen sie sich auch draufsetzen! Gelesen, getan, gefahren, angefixt gewesen, auch eins haben zu wollen.

Hochräder gibt´s aber nicht an jeder Ecke zu kaufen!

Albert: Natürlich sind Originale äußerst selten, werden gehütet wie ein Augapfel. Also hab´ ich mir ein Replika besorgt. Einige Zeit später konnte ich in Österreich einige Originalteile erwerben und so ein Rad nachbauen.

Einfach mal nachgebaut?

Albert: Na ja, als Mechaniker, Maschinenbauer und Hobbyschrauber an zwei- und vierrädrigen Oldtimern hab´ ich dabei gewisse Erfahrungen und Fertigkeiten einbringen können.

Aus dieser Werkstatt entstammt inzwischen nicht nur ein Hochrad?

Albert: Nein, ich baue welche auch auf Kundenwunsch, gebe Fahrunterricht. Unglaublich wie groß das Interesse ist.

Diese Replikate kommen preislich etwa in welche Kategorie?

Albert: So ein maßgeschneidertes Exemplar kommt locker in die Preisklasse eines E-Bikes der obersten Klasse.

Zurück zum Hochradfahren. Wie dazu gekommen, damit auch an Rennen teilzunehmen?

Albert: Es gibt Hochrad-Sammler und -Fahrer, die hin und wieder zu bestimmten Veranstaltungen eingeladen werden. Einer solchen bin ich gefolgt und in Niederfrohna eigentlich per Zufall mein erstes Rennen gefahren.

Dabei ist es allerdings nicht geblieben?

Albert: Das ist wie bei vielem anderen auch: Einfach nur ansteckend! Wenn alle drumherum mitmachen, willst du auch dabei sein. So ein Wettkampf hat doch auch einen gewissen Reiz. Inzwischen war ich schon europaweit unterwegs.

Und an diversen Meisterschaften teilgenommen, von denen die wenigsten gedacht hätten, dass es diese überhaupt gibt?

Albert: Sicherlich wird man zuerst belächelt, wenn man sagt: Ich bin Hochradfahrweltmeister. Und (lacht), es kommen wie bei der Tour de France zig Zuschauer an die Strecken.

Da hilft´s bestimmt, diesen außergewöhnlichen Sport populär zu machen?

Albert: Zweifeldohne. Jüngst konnte ich mich auf der Vogtland-Sportgala präsentieren und erntete viel Aufmerksamkeit und Staunen.

Natürlich im Weltmeistertrikot, das demzufolge echt ist?
Albert: Ist es! Nachdem ich in der Replika-Klasse 2023 in Cremona Erster geworden war, es für den gleichen Aufwand in der Original-Klasse aber einen Titel zu gewinnen gab, war das Ziel für 2024 klar. So habe ich in Ostrava in der Kategorie „Britische Meile“, also über 1,609 Kilometer, den Titel geholt.

Apropos England. Da gelang 2024 ein besonderer Clou?

Albert: Oh ja. Da waren die Gastgeber not amused. Zuerst habe ich in der Original-Klasse die offene britische Meisterschaft gewonnen und anschließend in der Replika-Klasse, einem 30-Minuten-Rennen auf absolvierte Länge, noch Platz zwei geholt.

Da gibt´s, egal in welchem Rennen, bestimmt kein großes Taktieren?

Albert: Nein, da geht´s von Anfang bis Ende volle Pulle, bis die Oberschenkel kurz vorm explodieren sind. Wer überholen will, ruft zum Beispiel rechts und der Vordermann muss dann nach rechts ausweichen. Ellenbogenchecks sind absolut verboten.

Vielleicht noch ein Wort zum Gefährt selbst und einigen Besonderheiten!

Albert: Es gibt keinen Luftdruck zu beachten, denn es sind Vollgummireifen. Mein Rad wiegt 19,5 Kilo und das große Rad besitzt einen Durchmesser von 56 Zoll, ist also 1,41 Meter hoch. Wie alle Hochräder besitzt es eine starre Nabe, kann also mit Muskelkraft abgebremst werden, denn das plötzliche Ziehen der Vorderradbremse kann schon mal einen Salto über den Lenker nach sich ziehen.

Nun heißt´s also, das Weltmeistertrikot zu verteidigen – wo und wann?

Albert: Dass passiert hoffentlich vom 28. Mai bis 1. Juni zur 43. IVCA-Rallye in Sully-sur-Loire. Da muss ich topfit sein, denn es wartet harte Konkurrenz.

Und was sind weitere Rennen, die einen besonderen Reiz mit sich bringen und auf der Agenda stehen?

Albert: Da wäre das weltgrößte Hochradrennen im englischen Knutsford, wenn es gilt, innerhalb von drei Stunden, so viele Runden wie möglich auf einem Halb-Meilen-Rundkurs (etwa 800 Meter) zu absolvieren.Dann alles Gute zur Titelverteidigung und unfallfreie Fahrt hoch auf dem „Gelben“.

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