Eric Frenzel bringt als Bundestrainer Nordische Kombination viele Erfahrungen ein
Wer zwanzig Jahre zum Nationalkader der Nordischen Kombinierer gehört hat, wer 43 Weltcupsiege, sieben WM-Titel und drei Olympia-Goldmedaillen gewonnen hat, der hat diesem Sport (s)einen Stempel aufgedrückt. Der in Annaberg-Buchholz geborene Eric Frenzel ist damit nicht nur eine Legende, sondern war und ist darüber hinaus ein Sympathieträger. Am Ende der Weltcup-Saison 2022/23 beendete er seine Karriere als Aktiver und nahm das Angebot des DSV an, die Nachfolge von Hermann Weinbuch anzutreten. Seit 2023/24 ist Eric Frenzel nun Bundestrainer und gibt vor der Olympia-Saison einen Einblick ins Trainerdasein.
Über einstige sportliche Erfolge ist ausreichend gesprochen. Was macht die A-Trainer-Lizenz und der Studienabschluss zum Wirtschaftsingenieur?
Frenzel: Trainermäßig alles im Lot. Beim Studium fehlen noch zwei drei Prüfungen, dann folgt die Bachelor-Arbeit.
Klingt nach Prüfungsstress?
Frenzel: Nein. Wie schon gesagt: Alles im Lot. Vor dem Trainingsbeginn im Sommer ist alles eingetütet.
Da ist dasnur 23 Seelen zählende Dorf St. Ötzen genau der richtige Rückzugsort?
Frenzel: Genau. Das vor Jahren gewählte Zuhause in der Oberpfalz ist längst Heimat für mich, meine Frau und meine Kinder geworden. So, wie´s ist, ist´s gut.
Sport spielt im eigenen Leben eine große Tolle. Selber mit sieben mit dem Skisport angefangen. Sind mögliche Sport-Karrieren des Nachwuchses abzusehen?
Frenzel: Nein, aus heutiger Sicht wohl nicht. Die Kleinen sind acht und zehn, die probieren sich aus. Der Große kickt im Freizeitbereich.
Apropos kicken. Irgendwo stand zu lesen, dass Eric Frenzel Karriere als Fußballer bei den Alten Herren der TSV Flossenbürg macht?
Frenzel: Was?! (lacht) Ich?! Fußball sicherlich nicht! Ich fahre Rad, jogge ein wenig, bin im Winter mit der Familie in der Loipe und gut.
Die Nordische Kombination kämpft um seine Existenz. Sie soll, obwohl sich die Damen ebenfalls etabliert haben, Olympia fernbleiben, weil diese Disziplin nicht attraktiv genug sei. Wie ist die derzeitige Lage?
Frenzel: Wir haben unter anderem mit der Mixed-Staffel oder dem Individual-Compact-Format unsere Hausaufgaben gemacht. Auch die Zuschauerzahlen und Einschaltquoten stimmen soweit. Ich bin genauso gespannt wie du!
Als Athlet hast du unbezahlbar viele Erfahrungen gesammelt. Wie groß sind inzwischen die des Trainers?
Frenzel: Das Sammeln von Erfahrungen ist nie abgeschlossen, wächst stetig. Nun hab´ ich dazugelernt, Rennsituationen mit einem gewissen Blick von außen noch besser einzuschätzen.
Wie waren die ersten Eindrücke als „Trainer-Frischling“?
Frenzel: Da hat sicher geholfen, dass ich in der Szene kein Unbekannter bin. Aber es herrscht prinzipiell große Achtung und Respekt voreinander.
Vom Aktiven auf den Trainerstuhl – ein generell gutes Modell?
Frenzel: Prinzipiell ja, weil die Gespräche und die Methodik zwischen Aktiven und Trainer dann auf einer ganz anderen Stufe ablaufen.
In zig Wettkämpfen vor allem in der Loipe selber stets ein Taktik-Fuchs gewesen. Wie erfolgt als Trainer die Kommunikation, wenn alle drumherum mithören können. Hat Eric Frenzel eine neue eigene Methode?
Frenzel: Die eigentliche Taktik wird im Vorfeld besprochen. Spezielle Anweisungen gibt´s direkt und auch lautstark, egal wer da mithört. (lächelnd) Problematisch ist´s nur bei japanisch.
Die deutschen Adler ließen es im vergangenen Winter an Beständigkeit fehlen. Und bei den Kombinierern…
Frenzel: … gibt´s eigentlich so gut wie nichts auszusetzen. Wir waren vorn mit dabei und wollen das vorhandene Potential noch besser ausreizen.
Bei der letzten WM gab´s keine Medaillen-Vorgabe. Wohin gehen die Ziele und Hoffnungen bei Olympia?
Frenzel: Wir werden uns intern Ziele stecken, die unserem Anspruch und dem abrufbaren Können entsprechen. Wir wollen Medaillen holen.
Bleiben alle aktuellen Aktiven an Bord?
Frenzel: Ja, und wir haben einen breiten und guten Kader. Der Anreiz, bei Olympia Medaillen holen zu können, gibt der Selektion bereits intern die nötige Würze. Schließlich können nur vier nach Predazzo und Tesero.
Die Loipen in Predazzo und Tesero sind soweit bekannt. Und die Schanzen?
Frenzel: Die werden eine kleine Überraschung. Es ist derzeit unklar, ob es auf ihnen im Vorab den einen oder anderen Wettkampf geben wird, ob und wie lange es Sprünge zum Eingewöhnen geben wird.
Dann für alle einen verletzungsfreien Sommer, guten Start in die Saison und ein gutes Maß an Edelmetall bei Olympia.