Urlaub im Süden – ohne Meeresrauschen

Bei Sommer und Sonne assoziieren die meisten Urlaubsreifen bei gewünschter Erholung unwillkürlich Strand und Wellen. Doch eine Stipvisite in heimischen Gefilden zeigt: Preußen, Thüringer, Rheinländer, Hessen und Sachsen zieht es mehr denn je zwar in den Süden, aber innerhalb des großen und schönen Vaterlandes. Ziel sind die Seen im Alpenvorland und so mancher Gipfel des deutschen Daches.

Also doch wieder mitten drin im Urlaubs-Run gen Süden. Nur bedingt, wenn man sich von der Karawane mitziehen lässt. In der Nord-Süd-Richtung gibt es mehr, als nur die A9. Insider aus Brandenburg, Sachsen und Thüringen weichen schon lange vorher über die A72 auf die B15 bzw. A93 aus. Diese parallele Verkehrsader zur A9 ermöglicht nach fast abgeschlossenem Ausbau zügiges Vorankommen. Zudem lassen weitere Anbindungen von Bundesstraßen mehrere Ausweichmöglichkeiten offen, falls der Münchner Ring wieder einmal überfüllt sein sollte.

Quartier bieten zahlreiche kleinere ruhigere Landgasthöfe bzw. Pensionen ebenso wie größere Hotels. Rat geben dabei gern die Fremdenverkehrsämter. Oft findet man so eine gemütliche Unterkunft mit weniger deftigen Preisen aber solchem Frühstück. Sind mehrere abwechslungsreiche Ausflüge für einen Urlaub geplant, empfiehlt sich ein Quartier in einem der Orte südlich der A8 im Großraum Rosenheim.

Nach kräftigem Mahl am Morgen ist bei Zeiten das Ränzlein geschnürt. So spürt der Wandersmann noch die fliehende Kälte der Berge, spürt die letzten in sich zerfallenden und aufsteigenden Frühwolken. Zunächst geht es mit dem Auto zu einem Ausgangspunkt der Tour. In diesem Fall bietet der Wendelstein viele Möglichkeiten, seine 1838 Meter Höhe zu „erklimmen“, zum Beispiel von Osterhofen aus.

Hier geht´s in einem Ritt per Gondel durch luftige Höhe zur Gipfelstation. Etwa zu vergleichen mit der Schwebebahn in Oberwiesenthal – eben bloß etwas mehr von Mutter Erde entfernt und etwas höher hinaus. Steigt man aus der Seilbahn, bleibt noch ein Fußmarsch bis ans endgültige Ziel. Hinauf vorschlagsweise auf direktem Weg an der Südseite des Wendelsteins. Ein in der Steinwand verankertes Geländer hilft beim Aufstieg. Schließlich fühlt sich der Gipfelstürmer ebenbürtig den Riesen, die ihn umgeben. Nichts verbindet den Wanderer mit der tiefen Ebene, die sich zur Nordseite erstreckt und unschwer den Sim- und Chiemsee erkennen lassen. Irgendwo da unten sehen Autos kleiner noch als Matchboxmodelle aus. Auf einer Alm sind vielleicht braun-weiß gescheckte Vierbeiner zu erkennen, die an deren lila Schwestern erinnern.

Ein Besuch im Sonnenobservatorium unmittelbar auf dem Plateau ist leider nicht möglich. Seit Jahren dienen die hier vorgenommenen Messungen nicht nur Wissenschaftlern im Inland, ist man hier zuverlässiger Partner von Universitäten in aller Welt.

Zurück ins Tal geht´s nun in die vom Gipfel so possierliche Mini-, unsere reale Welt. Der Abstieg empfiehlt sich über besagte Nordseite. Er bietet Romantik und rundet das „Erlebnis Berg” ab. Es erfordert aber etwas Mut und Schwindelfreiheit. Hier und da gibt es kein Geländer, tastet man sich im Stile einer Gemse an der Felswand entlang, durch dorniges Grün. Aber die Aussichten entschädigen, belohnen den Mut, öffnen jede Brust. Interessant auch ein Blick in die Wendelsteinhöhle. Baden im Bergsee der Höhle allerdings verboten.

Nach diesem doch etwas schwierigen Abstieg zischt ein Weißbier im „Berggasthof” die Kehle ähnlich einem Schnellzug hinab. Noch einmal genießt man den Rundblick in einen Teil des deutschen Alpenlandes ehe es weniger zischend aber beschaulich mit der Zahnradbahn Richtung Großbrannenburg ins Tal geht.

Auf je einem Drittel Weg befinden sich mit der Mittler-Alm und dem Breitenberg-Haus Einkehrmöglichkeiten. Sowohl abwärts wie gen Gipfel bestehen daher auch genügend Möglichkeiten, je nach Kondition die Strecke zu Fuß zurück zu legen. Die Bahn ermöglicht ein Aussteigen direkt an der Mittler-Alm und auf „Klingelwunsch” im unteren Bereich etwa 20 Gehminuten vom Breitenberg-Haus. Größtenteils im schützenden Schatten überwindet man auf breiten, relativ gut begehbaren Wegen, die 1200 Meter Höhenunterschied zwischen diesen beiden Gastlichkeiten. Will man den gesamten Abstieg per pedes wagen, dauert´s in gemütlichem Spazierschritt bis zur Talstation etwa vier Stunden. Für gute Wandersleute kein Problem – und wer hat im Urlaub schon Termine. Also ohne Hatz ins Tal, oder eben hinauf auf den Berg. Den einzigen Termin setzt der Bus, der die Rückfahrt zum Auto ermöglicht. Es sei denn: In der Gruppe unterwegs, wurden an den beiden Talstationen Autos geparkt.

Nicht nur Lunge und Kreislauf sind nach dieser Tour dankbar, weil gut auf Trap gebracht. Auch die Weite der Berge und die saubere Waldluft lassen im Inneren neue alte Freiräume zu, lassen die Seele mal so richtig entspannen. Entspannen kann sich der Körper letztendlich in der entsprechend gewählten Unterkunft: Bieten sie doch oft eine Sauna, einen Swimmingpool oder in einem gepflegten Garten die Möglichkeit, im Liegestuhl vom Tal aus den Blick auf Geleistetes, zurück hinauf zu den Gesteinsriesen.             

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