Der alte Holzmichl lebt noch

„De Randfichten“-Urgestein Michael Rostig über Volksmusik heute

Die großen Bands der 60er Jahre kamen aus England und hatten vor ihrem Namen ein „The“ zu stehen: The Beatles, The BeeGees, The Troggs, The Who, The Rolling Stones… Ins Erzgebirgische übersetzt heißt „the“ nichts Anderes als „de“, also hochdeutsch: „die“. So gab´s / gibt´s „De Haamitleit“, „De Hutzenbossen“ oder „De Erbschleicher“. Jedoch zuallererst integrierten „De Randfichten“ das „de“ in ihrem Namen. Erfolgs-Hits hatten die Bands mit dem „the“ so einige. „De Randfichten“ hatten Lieder wie „De Spackfettbemm“, „Steig Ei, Mir Fahrn In De Tschechei“ oder „Mei Raachermannl“. Vor allem werden sie mit ihrem im Februar 2004 deutschlandweit bekannt gewordenen – und bis heute als Ohrwurm geltenden Lied – „Lebt denn der alte Holzmichl noch?“ identifiziert. Von der 1992er Ur-Besetzung ist noch Michael Rostig auf der Bühne zu erleben. Bester Beweis, dass „De Randfichten“-Sound noch funktioniert.

Ein Auftritt in Zwickau, wie zum 2025er Planitzer Sommerfest, ist fast schon ein „Auswärtsspiel“, weil sonst eher im „tiefen Arzgebirg“ unterwegs?

Rostig: Kann man so sagen. Wir spielen aber überall gern, sind Botschafter des Erzgebirges, auch am Rande.

Worin besteht die Art von volkstümlicher Musik von „de Randfichten“, um bis heute zu bestehen?

Rostig: Ich denke, wir haben eine gute Mischung aus traditioneller und moderner Musik, aus erzgebirgischer Volksmusik und einem Schuss Schlager gefunden. Letzterer scheint auf Ewigkeit zu funktionieren.

Bei einer 3er-Besetzung sind zwei bisher notwendig gewordene Umbesetzungen nicht einfach. Wie ist das trotzdem gelungen?
Rostig: Wie zu erkennen beziehungsweise zu hören ist, richtig gut. Teils auf Empfehlungen, teils mit Casting. Letztendlich topp!

1997 waren mit ‚Rups’ Thomas Unger ein Facharbeiter für Holztechnik und ‚Lauti’ Thomas Lauterbach ein Musikschullehrer dabei, waren „De Randfichten“ ein Nebenjob. Heute sind „De Randfichten“ Vollprofis?

Rostig: Ja. Aber einen ordentlichen Beruf haben alle. Ich habe Druckmaschinen-Konstrukteur studiert. Marion Frank, seit 2014 dabei, ist gelernte Hoch- und Tiefbau-Facharbeiterin und René Schröder, seit 2018 dabei, ist Musiklehrer.

2000 vom MDR noch als Nachwuchsgruppe des Jahres mit dem Herbert-Roth-Preis ausgezeichnet. Heute „alte Hasen“, „altes Eisen“?

Rostig: Das Attribut „gestanden“ passt wohl besser. Die Bühnenerfahrung spricht für uns. Vor allem: Wir spielen auch, wenn der Strom ausfällt.

Mit „Achims Hitparade“, der „Wernesgrüner Musikantenschenke“ oder „Lustige Musikanten“ sind einschlägige TV-Formate weggefallen – damit ist auch die Präsenz weg?

Rostig: Genau. Aus dem TV weg, bedeutete auch von der Bildfläche weg. Der Hype war/ist vorbei. Unsere urtümliche Art, Musik zu machen, hat leider Schaden genommen. Wir hatten Glück, dass der Holzmichl noch während der TV-Format-Zeit der Volksmusik ein Hit war.

Seit der Biathlon-WM 2004 in Oberhof wird der Holzmichl von den Fans ebenso wie beim Fußball, Handball und Eishockey intoniert. Gibt´s da ordentlich Tantiemen?

Rostig: (lacht) Schön wär´s. Wenn´s gespielt wird, schon. Wenn´s die Fans singen, ist´s aber genauso schön.

Beim 20jähriges Bühnenjubiläum gab´s Verstärkung durch Kinder der damaligen Randfichten-Besetzung. Etwas Ähnliches fürs nächste Jubiläum geplant?
Rostig: Wer´s damals verpasst hat… Pech gehabt. Eine Neuauflage wird´s nicht geben.

Warum haben sich bei Neubesetzungen Marion Frank und vor allem René Schröder gegen 20 Mitbewerber durchsetzen können?

Rostig: Marion war nach dem Aus des Erzgebirgs-Duos „De Orgelpfeifen“ einfach da, war mit ihrer Alt-Stimme eine tolle Ergänzung. René hatte von Anbeginn den Randfichten-Rhythmus einfach im Blut. Wir haben gleich was zusammen gespielt und es hat gepasst. Und: Er kann zweite Stimme singen!

Warum ist´s nicht beim Namen „De Randfichten & de Pfeif“ geblieben?

Rostig: „De Randfichten“ ist ein Markenname. Das andere war ein vorübergehendes Konglomerat, zum eingewöhnen.

2019 gab´s mit „Hey du“ die letzte Single. 2022 mit „Hurra wir sind noch da“ das 30-Jahre-Album. Wann gibt´s Neues zu hören?

Rostig: Eine neue CD wird´s nicht geben. Aufwand und Nutzen rechnen sich in diesem Genre nicht mehr. Wir leben von unserem reichhaltigen Repertoire und den stimmungsvollen live-Konzerten. Davon kann sich jeder gern überzeugen.

Dann dem Holzmichl und den besonders starken und widerstandsfähigen Bäumen am Waldesrand ein noch langes Bühnenleben.

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